19.03.2018
„Der Schock sitzt immer gleichermaßen tief“

Der Ortsvorsitzende Bernhard Popp konnte hierzu KHK Bartholomäus Maierhofer von der Beratungsstelle an der KPI Landshut begrüßen. Dass dieses Thema den Nerv der Zeit trifft ließ sich am voll besetzten  Gasthaus Forstner ablesen. Die letzten Zahlen in der „Focus“-Umfrage deuten einen Anstieg der Wohnungseinbrüche im Landkreis Landshut an, während in der Stadt Landshut die Zahlen rückläufig sind, so Popp. Maierhofer ging darauf kurz ein und führte hierzu aus, dass insgesamt die Zahl der Wohnungseinbrüche in dem von ihm betreuten Gebiet (Stadt und Landkreis Landshut, Landkreise Kelheim und Dingolfing-Landau) zurück gehen, gerade aber im Rottenburger Gebiet derzeit vermehrt Einbrüche zu verzeichnen sind. Insgesamt liegt die Aufklärungsquote bei rund 19%.

Im Folgenden ging er auch detailliert darauf ein, woran dies liegt: einerseits an der Sorglosigkeit der Hauseigentümer (gekippte Fenster etc.) oder aber an nicht vorhandenen Sicherungsmaßnahmen („bei mir ist ja nix zu holen“).

Während der materielle Schaden in der Regel zwischen 1.000 und 1.500 Euro je Einbruchsdelikt liegt ist der subjektive, d.h. der gefühlte Schaden zumeist viel höher. „Manchmal kommen wir bei Opfern vorbei, da schaut es nach Tagen noch genauso aus wie gleich nach dem Einbruch“ so Maierhofer, denn „wir gehen da jetzt nicht mehr rein“. Dieses verlorene Sicherheitsgefühl kommt bei vielen Opfern einem Schock gleich, so Maierhofer. „Der materielle Schaden wird normal recht schnell von der Versicherung beglichen, die persönliche Verunsicherung bleibt“. Und darum forderte er die Zuhörer auf, aktiv Sicherungsmaßnahmen zu ergreifen – denn rund 47% der Einbrüche scheitern aufgrund eben dieser Maßnahmen.

Anhand anschaulicher Beispiele ging der Präventionsexperte auf alle Möglichkeiten des Einbruchs ein. Zu 80% erfolge der unbefugte Zutritt über straßenabgewandte Terassentüren und –fenster. Diese müssten nicht hermetisch abgeriegelt werden. Wenn die ergriffenen Maßnahmen jedoch zu einer zeitlichen Verzögerung von 4-5 Minuten führen, ist ein Zugriff schon sehr unwahrscheinlich, da es schnell gehen müsse. „Wir haben es normalerweise nicht mit filigranen Handwerkern zu tun sondern mit der Anwendung roher Gewalt“, führte Maierhofer aus. Anhand realer Tatwerkzeuge zeigte er auf, wie schnell eine Türe oder ein Fenster geöffnet werden können, und dabei handelt es sich um handelsübliche Baumarktwerkzeuge. Beliebt bei den Kriminellen sind insbesondere Schraubendreher und Nageleisen – sowie selbst Gebasteltes Werkzeug, welches Maierhofer ebenfalls dabei hatte.

Haustüren seien heute zwar immer noch einbruchsrelevant, allerdings sind die neuen Türen schon so sicher bzw. massiv gebaut, dass hierüber nurmehr ein Zutritt von 10-13% der gesamten Einbrüche zu verzeichnen ist. Ein Knackpunkt ist dabei jedoch die Art und Weise wie das Türschloss verbaut ist. Maierhofer zeigte den Anwesenden wie in Bruchteilen – aus Sicherheitsaspekten falsch verbaute – Schlösser geknackt werden können. Während die Nachrüstungen bei Fenstern und Terassentüren schnell einmal in die Tausende gehen können ist die Nachrüstung einer Haus- oder Nebeneingangstüre relativ kostengünstig zu vollziehen, wofür Maierhofer eindringlich warb.

Entgegen der weit verbreiteten Meinung stellen Rolläden keinen wirksamen Schutz gegen Einbrecher dar, was aus einem vorgeführten Video recht deutlich wurde. Hinzu kommt, dass viele Einbrüche tagsüber oder in der Dämmerungszeit verübt werden, wo die Rolläden noch nicht heruntergelassen sind.

Viel mehr wirkt dahingegen die Nutzung von verschiedenen Lichtquellen – gerade bei Abwesenheit. Egal ob Lichter mit Zeitschaltuhr oder TV-Imitationen – wo Licht brennt wird normal nicht eingebrochen. Maierhofer ging auch auf Einbruchmeldeanlagen und sonstige elektronische Vorrichtungen ein. Wenn anderweitige Sicherheitsvorkehrungen getroffen werden könne man sich die Elektronik sparen, zumal diese – wenn richtig konzipiert – gleich etliche tausend Euro kosten würde.

„Wenn ich den erwische schlage ich ihn windelweich“ – was zuerst einen Lacher im Publikum hervorrief, wurde ein Appell Maierhofers an die Zuhörer. „Wenn Sie während eines Einbruchs zuhause sind – dann sind Sie einfach mal für fünf Minuten feige“, forderte er sein Publikum auf. Eine Stresssituation des Einbrechers kann ein unkalkulierbares Risiko für die Geschädigten darstellen. „Lieber gleich die Kollegen rufen“ – in dieses Horn stieß in der anschließenden Fragerunde auch Bürgermeister Alfred Holzner, der die Zuhörer zu Wachsamkeit und konkreter Kontaktaufnahme mit den örtlichen Polizisten aufrief.

Der Ortsvorsitzende bedankte sich abschließend bei KHK Maierhofer, der um Verständnis dafür warb, dass Vor-Ort-Termine nur mehr sehr eingeschränkt möglich sind. Aufgrund der Vielzahl an Anfragen werden vielmehr viele Beratungsgespräche in der KPI mit 4-5 Interessierten durchgeführt. „Machen Sie trotzdem von diesem Angebot Gebrauch – und gehen Sie zu Ihren Handwerkern, die können Ihnen oftmals sehr detailliert weiterhelfen“ gab Maierhofer den Zuhörern mit auf den Nachhauseweg.